Serien-Vergleich „Castle“ und „Elementary“ (Sherlock Holmes)

In diesem Text möchte ich Ihnen die Serien “Castle” und “Elementary” anhand eines Vergleichs näher bringen. Ich habe den Text für einen schulischen Zweck erstellt und weil ich mal einen Vergleich zweier Serien machen wollte, die viele Ähnlichkeiten haben, jedoch sehr unterschiedlich sind.
Der Text fängt mit allgemeinen Infos zu den Serien an und vor dem eigentlichen Vergleich kommen noch Zusammenfassungen.

“Castle” ist eine Serie mit insgesamt acht Staffeln und über 150 Episoden, welche jeweils 43 Minuten lang sind. „Elementary“ hat aktuell vier Staffeln und über 75 Episoden mit jeweils 42 Minuten Länge. Beide Serien sind Kriminalserien und Dramen. Auch werden von beiden Serien noch neue Episoden produziert. “Castle” wurde nach dem darin enthaltenen Protagonisten Richard Castle benannt. “Elementary” wurde nach der elementaren Auffassung von Sherlock Holmes benannt und nach dem Ausdruck der in den originalen Holmes Romanen regelmäßig für Sherlocks Überlegungen verwendet wird.

“Elementary” hat in allen Altersgruppen um die 0,9 Millionen Zuschauer in Deutschland, während “Castle” um die 1,9 Millionen erzielte. “Castle” wurde aber auf Sat 1 für “Elementary” abgesetzt. Beide Serien laufen im Free-TV.

 

Was ist eine Kriminalserie?

In einer Kriminalserie geht es immer um ein Verbrechen und dessen Aufklärung. In den Serien “Castle” und „Elementary“ werden in fast jeder Episode Morde aufgeklärt. Den Begriff Serie realisiert “Castle” hier mit einer fortfolgenden Handlung und “Elementary” mit einem wiederkehrenden, eher gleichen Episodenaufbau und einer weniger wichtigen episodenübergreifenden Handlung.

 

Um was geht es in „Castle“?

In „Castle“ decken die zwei Protagonisten, Kate Beckett und Richard Castle, Mordfälle auf. Richard ist ein Krimiautor und wurde von der Polizei gebeten einen Mordfall aufzudecken, da dieser wie in einem seiner Bücher begangen wurde. Beckett, die Polizistin, die den Fall bearbeitet, ist ein großer Fan von Richards Büchern. Richard Castle ist so begeistert von der Arbeit als Detektiv, dass er sich durch seine einflussreichen Beziehungen sozusagen zu einem “Berater” des NYPD (New York Police Department) ernennt, um neue Ideen für seine Krimi-Bücher zu sammeln. Er fängt an, die Bücherserie “Nicky Heat” zu schreiben, welche die Fälle mit Kate Beckett und ihm in abstrakter Form darstellen.

Während der Zusammenarbeit in mehreren Fällen verlieben sich beide ineinander. Da beide dies eher zu verheimlichen versuchen und bei Versuchen abweisend reagieren, entsteht eine pnung. Diese wird durch Beziehungstiefs und -hochs gehalten.
Richard Castle hatte schon mehrere Ehen und eine Tochter namens Alexis. Er ist sehr wohlhabend, da er mit seinen Büchern Erfolg hat.
Vom Charakter ist er sehr humorvoll. Seinen Humor erkennt man an seinen Witzen, die er auch manchmal in unpassenden Situationen reißt. Castle ist beschützt (???) seinen wenigen Freunde und seine Familie, so gut es geht. Wie Beckett hatte er eine schwierige Kindheit, wodurch er letztendlich auch zum Krimiautor wurde. Auch er hat Geheimnisse, die er niemandem verrät. Selbst Kate weiß kaum etwas von seiner Vergangenheit.

Kate ist eine engagierte Detektivin und bearbeitet jeden Fall so lange, bis der wirkliche Täter verhaftet ist, auch wenn ihre Kollegen schon früher aufgeben.
Ihre Kollegen sind Kevin Ryan und Javier Esposito. Beide arbeiten gut als Team und spielen in der Serie einen Teil der Handlung. Sie sind in fast jeder Episode bei den Ermittlungen dabei.

In „Castle“ gibt es Fälle, die Science-Fiction-Elemente enthalten, als auch welche, die Elemente aus der Vergangenheit haben. So ist z. B. in einem Fall Richard in einem Paralleluniversum oder einmal stellt er sich vor, ein Gangsterboss aus den 70er zu sein, um den Fall besser lösen zu können.

 

Um was geht es in „Elementary“?

In „Elementary“ geht es um Sherlock Holmes und Joan Watson (weiblich), welche Mordfälle aufdecken. Holmes wird nach seiner Drogenabhängigkeit Berater des NYPD und Watson, seine Suchttherapeutin, hilft ihm dabei, Mordfälle aufzudecken. Früher arbeitete Holmes für Scotland Yard (Londoner Polizei), ging dann aber nach New York, um von seiner Vergangenheit Abstand zu nehmen. Auch Privataufträge nimmt Holmes in seltenen Fällen an.

„Elementary“ lehnt sich ein klein wenig an die Sherlock Romane von Arthur Conan Doyle an. Die meisten Episoden haben aber keinen wirklichen Bezug zu den Original-Holmes-Romanen. Übernommen wurden hier nur die Namen einiger Figuren (Watson, Mycroft Holmes, Moriarty…) und einige Charaktereigenschaften und Gewohnheiten von Holmes, wie z.B. seine Drogensucht.
Da die Serie in der aktuellen Zeit spielt, ist sie eher weniger auffällig auf dem Kriminalserienmarkt und das spiegelt sich auch an den Zuschauerzahlen wider.
Viele der von Holmes behandelten Fälle haben keinen Bezug zu seiner Vergangenheit, es gibt aber ein paar wenige, die mehr über ihn preisgeben und seinen Weg zu den Drogen zeigen. Sherlocks und Watsons Beziehung, welche hauptsächlich auf Arbeit beruht, wird mit der Zeit inniger, von Liebe kann hier aber keine Rede sein.

Sherlock ist ein sehr sturer, intelligenter Mensch. Er lebt alleine, vergnügt sich aber trotzdem und geht regelmäßig mit seinem Suchtpaten auf Selbsthilfegruppen-Treffen von Süchtigen. Er beschäftigt sich die meiste Zeit mit dem Deduzieren und dem Sammeln von Wissen. Er spricht sehr direkt und gebraucht viele Fachwörter. Er hält die meisten anderen Menschen für dumm und manipulierbar. Holmes muss einen Fall immer abschließen und er glaubt, dass alle Schlüsse aus grundlegenden Wissen gezogen werden können.
Durch das traumatische Ende seiner früheren Liebe zu Irene Adler, fällt er in die Drogensucht. Irene Adler ist sehr intelligent, teilweise aber das Gegenteil von Sherlock. Im Laufe der ersten Staffel wird klar, dass sie auch eine Mörderin ist, welche Holmes schon lange sucht, Jamie Moriarty.

Joan Watson war früher mal Chirurgin, gab den Beruf aber auf, bei weil ein Unfall passierte, dessen Schuld sie aber nicht trug. Daraufhin wurde sie Suchttherapeutin. Als sie mit Sherlock als Therapeutin an Fällen arbeitet, findet sie Gefallen an der Arbeit als Detektiv. Durch ihre guten ärztlichen Kenntnisse kann sie Merkmale erkennen, die selbst Sherlock und der Gerichtsmediziner nicht immer erkennen. Joan Watson hat zwar kurzzeitig einen Partner, dieser wird jedoch umgebracht. Sie bemerkt, dass sie durch ihre Arbeit als Detektiv die Menschen in ihrem Umfeld gefährdet und zieht sich dadurch fast vollständig zurück.

Eine weitere wichtige Person in “Elementary” ist der Detektiv Markcus Bell. An ihm wird die Beziehung von Sherlock zur Außenwelt gezeigt. Im Laufe der Serie wird er ein immer festerer Bestandteil in den Episoden und auch ihn lernt man näher kennen. Er ist kein Vorgesetzter Sherlocks, sondern eher Gleichgesetzter.
Sherlock hat auch einen Bruder, der kommt aber nur selten vor. Sein Bruder ist einflussreich und arbeitet für einen britischen Geheimdienst. In der Serie ist er nur in zwei Episoden beteiligt.

 

Vergleich

„Castle“ ist zwar auch eine Krimiserie wie „Elementary“, doch unterscheidet sich der pnungsaufbau gewaltig. So wird in „Castle“ pnung aufgebaut durch die Aufdeckung der gefährlichen Vergangenheit von Kate Beckett, Castles Vergangenheit und vor allem über episodenübergreifende Fälle, wie das Aufklären des Mordes an Kate Becketts Mutter. „Elementary“ setzt dagegen eher auf weniger pnung und mehr Inhalt, mehr Details zu einem Mord und mehr Realitätsnähe. Es gibt aber auch in „Elementary“ ein paar Episoden, die pnung über 2-3 Episoden aufbauen, wie z.B. Sherlocks Vergangenheit mit Irene Adler, seiner früheren Freundin und die Fälle, die er mit seinem Bruder löst.

 

Vergleich Episodenablauf

In „Castle“ beginnt eine Episode so gut wie jedes Mal mit dem Mord. Man sieht, wie der Mord passiert, das Gesicht des Täters wird aber verschleiert. „Elementary“ geht hier fast gleich vor, außer manchmal wird nur der Fund der Leiche gezeigt. Anschließend erscheinen in beiden Serien die jeweiligen Protagonisten, meist bei einer alltäglichen Arbeit, die dann von einem Anruf unterbrochen wird. Daraufhin sind sie am Tatort und schlussfolgern, wie der Mord passierte. Danach geht es zum eigentlichen Aufklären, dem Befragen und dem Beweisesuchen. Oft kommt es schnell zu Verhören, meist wird aber nicht der wirkliche Täter ins Verhör genommen. Innerhalb einer Episode gibt es immer Szenen, die nicht das Aufklären thematisieren, sondern die Beziehung der Personen zeigen. Am Ende fast jeder Episode ist der Mörder gefasst und es kommt nochmal zu einem Dialog mit den Protagonisten. In “Castle” werden in dem Dialog oft neue Beziehungprobleme oder Geheimnisse sichtbar, die für pnung sorgen, so daß man die nächste Episode schauen will. In Elementary ist der Schluss fast immer ein Abschluss aller pnung, der Mörder ist gefasst und es passiert meist nichts mehr. Die nächste Episode will man in “Elementary” sehen, wegen eines neuen Mordfalls, jedoch nicht um zu sehen was zwischen Joan und Sherlock noch passiert.

 

Wie realisieren die Serien die Anforderungen an einer Kriminalserie?

“Castle” und “Elementary” sind in den Inhalten recht ähnlich. In beiden Serien hat fast jede Episode einen Mord als Thema. Auch gibt es in beiden Serien einen ähnlichen Aufbau der Personenkonstellation: Die zwei Hauptcharaktere sind männlich und weiblich, sie arbeiten für die Polizei, mindestens ein Polizist hilft bei der Ermittlung und sie unterstehen einem Vorgesetzten. In “Elementary” sind die Morde immer realistisch, im Sinne von, dass die Morde durch ein realistischen Unfall oder einer Tat vollbracht wurden, jedoch ist der Grund der Tat oft nicht so wahrscheinlich. Für die Ermittlung wird in “Elementary” mehr Zeit verbracht als in “Castle”. “Castle” zeichnet sich dadurch aus, dass auch Humor in den doch sehr dramatischen Morden untergebracht wird, wodurch die Stimmung nicht bedrückend ist. Der Humor wird hauptsächlich durch Castles Verhalten herübergebracht, manchmal aber auch durch Rayan und Esposito.

 

Beziehungsvergleich der Protagonisten

Der Beziehungsaufbau und die Entwicklung der Beziehung zwischen den jeweiligen Protagonisten ist bei beiden Serien recht ähnlich. Am Anfang beider Serien werden die Protagonisten aus beruflichen Gründen zusammengeführt. Erst vertragen sich beide kaum und es ist für sie eher ein Zwang, zusammen zu arbeiten. Doch mit der Zeit werden gemeinsame Interessen sichtbar und das Berufsleben vermischt sich immer mehr mit deren Privatleben. Man merkt recht schnell, dass sie etwas füreinander empfinden. In “Castle” ist die Beziehung jedoch ein Teil der Handlung, in “Elementary” dagegen eher ein nicht so wichtiger Teil der Serie. Doch auch durch die etwas uninteressante Beziehung in “Elementary” entwickelt sich pnung, und da es noch nicht so viele Episoden wie in “Castle” gibt, ist es möglich, dass sich die Beziehung noch ändert.

In “Castle” gibt es mehr Emotionen und Gefühle zwischen den beide Protagonisten Kate und Richard. Auch ist dem Zuschauer schon innerhalb der ersten Staffel klar, dass beide starke Gefühle füreinander haben. Doch durch deren Unmut diese auszudrücken werden unglückliche Beziehungen mit fremden Freunden aufgebaut. So weiß zwar der jeweilige Protagonist von den Gefühlen des Anderen, allerdings geht ihr Leben stets weiter wie zuvor, selbst wenn die Zuneigung z. B. durch einen Kuss in einer Notsituation ausgedrückt wurde, verschweigt vor allem Kate ihre Gefühle und nach der Situation.

In “Elementary” ist die Beziehung der Protagonisten Joan und Sherlock nicht so stark ausgeprägt. Zwar sind beide gute Freunde, doch lieben tun sie sich eher weniger. Es scheint als sei die Beziehung eher eine gute Freundschaft. Wie in “Castle” gibt es auch in der Serie eine schwankende Beziehung, so zieht Joan kurzzeitig zu ihren Freund um und wohnt eine Weile nicht mehr bei Sherlock, später wohnt sie jedoch wieder bei ihm, wenn auch mit eigener Wohnung. Zwischen den beiden passiert fast nichts, deren Beziehung ist eher langweilig und “normal”.

 

Fazit

Ich finde “Castle” aufgrund der stärkeren Handlung und den Charakteren besser als “Elementary”. Auch sind die Mordfälle nicht so langweilig und die Charaktere detailreicher. Jedoch ist “Elementary” die bessere Serie um mal kurz eine Episode zu schauen, da man nicht unbedingt die vorherigen Episoden kennen muss.

Manuel Fischer 2015/16